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Meine Liebste ist seit einiger Zeit eine sehr engagierte Veganerin, ich seit frühester Kindheit eingefleischter Omni. Bitte was, Omni? Ja, so bezeichnen viele Veganer Menschen, die sich unter Anderem von tierischen Lebensmitteln ernähren. Omnivoren, Alles(fr)esser.

Am letzten Wochenende waren wir zum zweiten Mal auf der VeggieWorld in Düsseldorf. Ich finde es immer wieder faszinierend, wieviele Produkte es inzwischen für den Teil der Bevölkerung gibt, der seine Ernährung und auch übrige Lebensweise nicht auf Kosten der Tierwelt bestreiten will.

Der fleischlose Cheese-Burger einer rollenden Bude aus Koblenz hat mich an dem Tag besonders begeistert. Natürlich war der Cheese kein echter Käse, das Patty nicht aus Fleisch. Egal, das Teil war einfach lecker.

Wenn ich Kollegen und Bekannten von solchen Dingen erzähle, werde ich oft gefragt, ob sowas denn überhaupt schmecken kann. Meine Standardantwort ist, dass es immer drauf ankommt. Ich habe schon grausiges Gyros aus Seitan gegessen, aber mindestens ebenso schlechtes Steak aus Rind. Beim Gedanken an das Soja-Gulasch in einer kleinen Kneipe in Wien läuft mir dagegen heute noch das Wasser im Mund zusammen.

Kurzum: es gibt gutes und schlechtes veganes Essen, gutes und schlechtes „normales“ Futter.

Was mich letztendlich zu diesem Beitrag bewegt hat, waren die Vorträge von Lars Walther und Björn Moschinski auf der Veggie Stage.

Während Björn auf der Bühne mit Sonnenblumen-Hack und Jackfruit hantierte, wurde mir bewußt, dass ich nur aus zwei Gründen tote Tiere in mich reinstopfe: ich bin so aufgewachsen und es schmeckt mir. Letztendlich brauche ich kein Schweineschnitzel, kein halbes Hähnchen und kein Rindersteak. Es geht auch ohne Fleisch und es kann auch ohne Fleisch lecker sein.

Die Zahlen über Wasserverbrauch und Urwaldrodung zum Zwecke der Nutztierhaltung, die Lars vorher präsentiert hat, waren sowieso beeindruckend und aufrüttelnd. Leute, befragt einfach Eure bevorzugte Suchmaschine zu dem Thema, Ihr fallt vom Glauben ab.

Seit dem Wochenende trage ich mit mit dem Gedanken, es auch mal vegan zu probieren. Gemüsepfanne statt Geschnetzeltem, Käseersatz aus Mandeln statt Gouda.

Was mir allerdings echte Bauchschmerzen macht (nur im übertragenen Sinne), sind die Gelegenheiten, bei denen meine Mutter einlädt und Sachen auf den Tisch bringt, die ich seit meiner Kindheit liebe. Die Frau kann mit vegan so rein garnichts anfangen, selbst im Sauerkraut wird immer eine Schwarte mitgekocht und feine Bratwurst gehört einfach dazu. Man könnte also sagen, ich wäre maximal hauptberuflicher Veganer, mit einem Minijob als Teilzeit-Omni.

Ich werde erstmal klein anfangen und zumindest beim eigenen Einkauf auf tierische Produkte verzichten. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.

Das Internet bietet uns viele Annehmlichkeiten. Man kann sich zum Beispiel rund um die Uhr darüber informieren, was gerade in der Weltgeschichte passiert. Das Internet bietet allerdings auch viele Möglichkeiten, auf falsche Informationen hereinzufallen. Denn noch nie war es so einfach, gezielt oder vielleicht auch nur versehentlich Falschmeldungen zu verbreiten.

Eigentlich müßte man alles, was man in Blogs, auf Twitter oder Facebook liest, erst verifizieren, bevor man es für die eigene Meinungsbildung in Betracht zieht. Wer steckt hinter dem Beitrag? Ist er oder sie vertrauenswürdig? Woher stammen die Informationen?

Wenn man den Texten, Bildern oder Videos nicht blind vertrauen möchte, fehlen den meisten von uns wahrscheinlich das Wissen und die Fähigkeiten, die notwendigen Recherchen anzustellen. Denn die gängigen Suchmaschinen liefern oft nur Resultate, die in unsere Filterblase passen. Wer macht sich schon die Mühe, Alternativen wie Duck Duck Go zu konsultieren? Und selbst dann wird man irgendwann wieder auf genau die Ergebnisse stoßen, die am häufigsten verbreitet wurden und die man eigentlich überprüfen wollte.

Nehmen wir einfach das Beispiel des gegenwärtigen US-Präsidenten. Praktisch täglich greift er zum Smartphone und setzt in Tweets Behauptungen in die Welt, die Millionen von Menschen für bare Münze nehmen. Mal ehrlich: es handelt sich nach bisher gängiger Meinung um den mächtigsten Mann der Welt, dem sollte man eigentlich glauben können, oder?

Stattdessen wird mit Begriffen wie Fake News, Alternative Facts und Witch Hunt um sich geworfen und man fragt sich, ob tatsächlich die gängigen Medien sowohl im Aus- wie im Inland komplett daneben liegen, wenn sie den Wahrheitsgehalt der offiziellen Verlautbarungen aus Washington anzweifeln.

Früher war es irgendwie einfacher, sich für einen Standpunkt zu entscheiden. Aber vielleicht hatten wir auch einfach nicht alle (alternativen) Fakten.

Als bekennender Serienjunky bin ich kürzlich bei Amazon über Line of Duty gestolpert, einer – anscheinend nicht nur meiner Meinung nach – sehr empfehlenswerten Krimiserie von der Insel. Zwar bereitet mir die sehr britische Aussprache und die vielen mir bisher unbekannten Begriffe aus dem Bereich der dortigen Polizeiarbeit noch einige Probleme, dennoch macht es Spaß, auch mal abseits der gewohnten US-amerikanischen Kost zu stöbern.

Was hat das nun mit Händewaschen zu tun? Nun, die in der Serie gezeigte Zentrale ist mit Hinweisschildern jeglicher Art praktisch gepflastert. Vom Rang und Namen des am jeweiligen Schreibtisch zu findenden Beamten über den Hinweis auf die Ausweistragepflicht bis zur Erinnerung daran, doch bitte das Licht auszuschalten, wenn es nicht mehr benötigt wird.

Am deutlichsten in Erinnerung geblieben ist mir aber die Aufforderung am Spiegel der Herrentoilette: „Now please wash your hands“. Nicht zu übersehen und unverblümt deutlich. Richtig so.

Wahrscheinlich kennt jeder mindestens einen Menschen im direkten Arbeitsumfeld, dem er diesen Text ans Herz legen möchte. Doch wie spricht man einen Kollegen (oder auch eine Kollegin) darauf an, sich nach dem Besuch der Örtchens doch bitte die Hände zu waschen, bevor er oder sie in die gemeinschaftlich genutzte Keksdose greift? Manche Dinge hält man für selbstverständlich, bis man vom krassen Gegenteil überzeugt wird.

Mir zumindest ist der Appetit auf die Naschereien im Büro vergangen.